Reichen 40 Minuten zum Umsteigen?
Der letzte Tag, Abfahrt nach Magdeburg. Eigentlich wenig spektakulär, denkt man. Es ging recht früh los. Nach dem alles verpackt war, hatten wir noch Zeit für ein kurzes Frühstück am Strand. Dann ging es ab zum Bahnhof. Von dort mit dem ersten Zug nach…. . Hier mussten wir in den Zug nach Stralsund umsteigen. Es war ein kleiner Bahnhof. Ich hatte noch etwas Joghurt eingepackt, den wir nun in aller Ruhe verspeisen konnten. Als der Zug eintraf war zum Glück noch genug Platz für unsere Räder vorhanden. Das waren meine größten Bedenken, dass wir nicht mehr mitkommen. Allerdings musste die Schaffnerin schon durchgehen und ein paar Räder umsortieren bzw. in den nächsten Wagen schicken. In Stralsund hatten wir ca. 20 min Aufenthalt, eigentlich genug. Doch wer die Schnelligkeit der Aufzüge der DB kennt, weiß, dass das bei 4 Rädern ein Problem werden könnte. Es waren nun aber zig Räder in dem Zug. Ich sprach die Schaffnerin an, ob sie in Stralsund Bescheid geben könnte, dass der Zug nach Berlin evtl. wartet. Allerdings verstand die Schaffnerin meine Bedenken nicht und ich nicht, warum sie nicht weiß, dass das mit dem Fahrstuhl der DB niemals zu schaffen ist, all die Räder pünktlich zum Zug zu bekommen. So sollte es dann auch kommen. Am Bahnhof war ein ordentliches Chaos. Gefült 100 Reisende wollten alle mit einem Fahrstuhl fahren, der langsam ist und nur ein Rad pro Fahrt aufnehmen kann. Vor dem Fahrstuhl bildete sich eine lange Schlange. Ich verwarf den Plan, mit dem Fahrstuhl zu fahren. Also schleppen. Ich machte das Zelt bei mir und meiner mittleren Tochter vom Rad ab und rollte die Taschen die Treppe herunter. Dann nahmen jeweils zwei Personen ein Rad samt Gepäck und buckelten es die Treppe herunter. Eine Frau kam vorbei, nahm die beiden Taschen, die ich die Treppe herunter gestoßen hatte und rief mir zu, sie fahre auch mit dem Zug nach Berlin, nehme schonmal die Taschen mit und warte, dass wir alle dort ankommen. Zur Not stelle sie sich in die Tür. So schnell wir konnten buckelten wir die Räder die Treppen runter und wieder herauf und rannten zum Zug. In den Augenwinkeln bekam ich noch mit, dass einige Reisende, die mit den e-Bikes, arge Probleme hatten, weil der Fahrstuhl offenbar recht klein war und sie die Räder nicht in den Fahrstuhl bekamen. Ob es am Ende alle Reisende pünktlich zum Zug geschafft haben, weiß ich nicht, vorstellen kann ich es mir jedoch nicht.
Nun ging es weiter nach Berlin. In Berlin kamen wir in der untersten Ebene des Hauptbahnhofes an. Lieber wäre ich an einem anderen Bahnhof in Berlin umgestiegen, ging jedoch leider nicht. Aber wir hatten 40 min Zeit, also kein Grund zur Sorge. Dachte ich.
Vor den Fahrstühlen bildeten sich lange Schlangen. An einem war die Schlange etwas kürzer. Mit einem Blick auf das Schild stellte ich fest, dass wir den nehmen können, unser Gleis war ausgeschildert. Also rein. Am Gleis 15 angekommen dann die Überraschung. Zum Gleis 15 muss man noch eine Rolltreppe fahren. Der andere Fahrstuhl, an dem die Lange Schlage war, hätte uns direkt auf Gleis 15 gebracht. Nun ja, also doch zu dem anderen Fahrstuhl und weiter eine Etage höher fahren. Inzwischen waren ca. 15 min der 40 min vergangen. Also noch 25 Minuten Zeit. Nun standen wir, und standen und standen. Jedes Mal, wenn die Fahrstuhltür vor uns aufging, war er so voll, dass kein Rad hineinpasste. Leider auch mit Menschen, die durchaus auch mit den Rolltreppen hätten fahren können, die Wahl hatten wir nicht. Es ist außerdem verboten.
Und so warteten wir weiter. Inzwischen hatten wir nun noch 15 Minuten Zeit. Mir wurde langsam klar, dass wir das niemals schaffen werden, nicht wir alle 4. Also entschloss ich mich dazu, mit meiner mittleren Tochter, die recht stark ist, die Rolltreppe zu nehmen. Verbot hin oder her. Den anderen beiden Kindern sagte ich nochmal genau das Gleis und sagte Ihnen, dass sie auf alle Fälle zusammenbleiben sollen.
Die Räder mit der Rolltreppe hochzubekommen, war nicht einfach, da sich die Räder anfingen zu bewegen, als sie in die Schräglage kamen. Ich schmiss schnell die Taschen, die am Gepäckträger befestig waren ab, die rollten dann auf der Treppe mit hoch. Eine Frau erkannte die Situation und half meiner Tochter. Eine andere Frau rief uns zu, den Fahrstuhl zu nehmen. Guter Rat.
So, 2 von 4 waren am richtigen Gleis. Nachdem wir uns gesammelt hatten und das Gepäck wieder an den Rädern befestig hatten, ging ich Richtung Fahrstuhl, um zu schauen, was mit den beiden anderen Kindern passiert ist. Vor der Tür standen sie nicht mehr. Also waren sie hoffentlich im Fahrstuhl. Es sollten nochmals einige Minuten vergehen, bis sie endlich vom Fahrstuhl ausgespuckt wurden. Sie erzählten mir, dass sie erst noch in die unterste Etage gefahren sind und dann wieder hoch und beim Herunterfahren als auch Hochfahren hielt der Fahrstuhl auf jeder Etage an. Wie gesagt, wir sind bei der Deutschen Bahn und die Fahrstühle bewegen sich im Schneckentempo.
Zwei Minuten vor Abfahrt des Zuges waren wir dann alle endlich auf dem Bahnsteig. Eigentlich wollte ich uns etwas zu Essen besorgen, das funktionierte allerdings nicht mehr. 40 Minuten Umsteigezeit sind für den Berliner Hauptbahnhof einfach zu wenig, wenn man auf Fahrstühle angewiesen ist. Tolle Planungsleistung!
Der Rest der Fahrt war Routine und nach ca. 8 Stunden Reise erreichten wir gegen 18 Uhr unsere Wohnung in Magdeburg. Glücklich und mit ganz vielen Eindrücken im Gepäck.
Danke an alle, die ich unterwegs traf und die beim Umsteigen beherzt zugriffen und halfen, meistens ungefragt. Danke!
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