Tag 7: Meppen - Lathen

Veröffentlicht am 22. September 2022 um 20:22

Was ein LKW-Fahrer des Nachts in unserem Zelt macht?

Diese Nacht hatte es wieder geregnet und so lag bei unserem Aufbruch noch ein grauer Schleier über der Landschaft. Nach einem Blick auf die Karte hatte ich die Tour etwas geändert. Wir fuhren nun mehr am Ems Kanal entlang. Allerdings vereinigten sich hier Ems und Ems-Kanal öfters einmal. Der Weg führte und hauptsächlich am Kanal entlang, mit Blick auf das Wasser.

Bevor wir Meppen verließen, schauten wir uns allerdings noch ein paar Alltagsmenschen, die in Meppen und anderen Städten im Emsland von den Künstlerinnen Christen und Laura Lechner aufgestellt wurden.  

 Kurz vor Lathen mussten wir eine größere Gruppe Reiter und Reiterinnen passieren lassen, nicht ahnend, dass wir mit einem der Mädchen noch einmal Kontakt haben werden.

 

Der CP war nach dem sterilen CP in Meppen eine Wonne. Für Durchreisende gab es hier eine kleine Wiese mit Blick auf einen kleinen See. Im Ort gab es 3 Einkaufsmärkte, die ich mit meinem Sohn nutzte, und Abendessen zu besorgen. Wir hatten einen lustigen Abend, ich studierte die Karte, die Kinder trieben Sport und erkundeten die nähere Umgebung.

In dieser Nacht wurde ich durch leises Stöhnen geweckt. Da meine mittlere Tochter kürzlich öfter Bauchprobleme hatte und wir 2021 und 2022 einige Krankenhausaufenthalte hinter uns hatten, befürchtet ich sofort schlimmes. Leise flüsterte ich Ihren Namen, doch zu meiner großen Verwunderung antwortete mir meine große Tochter. Sie hätte starke Bauchschmerzen. Waht…nein, bitte nicht. Wegen der Kleinen mit allen Mitteln ausgestattet, gab ich meiner Tochter zunächst Vomex. Gewöhnlich schlafen die Kinder davon ein und Bauchkrämpfe regulieren sich auf ein erträgliches Maß herunter. Außerdem füllte ich eine Trinkflasche mit heißem Wasser auf und gab sie ihr als Wärmflasche. Es half jedoch nichts. Offenbar wurden die Schmerzen immer schlimmer. Ich studierte das Internet und stellt fest, dass der nächste Arzt 30 km entfernt in Meppen ist. Na super. Als Großstadtmensch bin ich ein Arzt in der Nähe gewöhnt. Nun war gute Rat teuer. Soll ich Dieter anrufen. Gekommen wäre er sicherlich, aber ich wollte auch niemanden, den ich eigentlich kaum kenne noch mehr zu Lasten gehen, als ich es ohnehin schon getan habe. Ein Taxi kann ich mir nicht leisten. Während meiner Überlegungen wurden die Schmerzen bei der Großen immer schlimmer. So wählte ich dann den Notruf. Die gaben mir mit, dass ich beim Kind bleiben soll und jemanden an die Schranke schicken soll, der die RTW einweist. Die beiden anderen Kinder sind von all der Unruhe im Zelt noch nicht aufgewacht und ich brauchte etwas, bis sie wach waren. Als sie dann wach waren, zogen sie sich alles an, was sie in der Kürze der Zeit und im Dunkeln finden konnten und rannten zur Schranke. Nach einigen Minuten deutete ein heller Taschenlampenkegel das Eintreffen der Sanitäter an. Auf ein lautes Hallo steckte ich den Kopf aus dem Zelt und war überrascht, denn vor mir stand ein Mann in Arbeitsklamotten. Er sagte mir, er sei ein Lieferant und habe meine Kinder an der Schranke angetroffen. Da sie sehr froren, hat er Ihnen eine Rettungsdecke umgehängt. Er nahm einen Schlafsack mit, um diesen den Kindern auch noch zu geben. Lieben Dank! Kurz darauf traf dann der RTW ein. Meine Große sollte mit Verdacht auf eine Blinddarmentzündung mit ins Krankenhaus. Doch was passiert dann mit den beiden kleinen Kindern? Wir überlegten hin und her, wobei der Rettungsassistent gerne mal vergaß, dass ich kein Auto hatte. Als er zum dritten Mal vorschlug, ich solle mit dem Auto hinterherfahren, sagte seine Kollegin schon leicht genervt: Sie hat kein Auto. Ach ja. 😉. Letztendlich einigten wir uns darauf, dass meine Große allein mit dem RTW ins KH fährt. Durch zahlreiche Aufenthalte im KH während ihrer Kindheit kannte sie das Prozedere schon. Ich soll bei den Kleinen bleiben und am nächsten Tag sehen wir weiter.

Ich durfte mein Große in RTW noch verabschieden und los ging für sie die Fahrt dorthin zurück, wo wir hergekommen waren. Die beiden Kleinen schliefen schnell wieder ein und auch ich zwang mich zu schlafen, denn ein schwieriger Tag könnte mit bevorstehen.


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